Bildungsprogramm
Stichworterklärungen
Das Programm zeigt zunächst das angestrebte Ziel auf und erläutert es kurz. Dann wird der Weg dahin beschreiben nach dem Satz „Gratia supponit naturam et elevat“, das heißt: je vollkommener der Mensch seiner Natur nach ist, umso wirkungsvoller kann die Übernatur darauf aufbauen und den Menschen vollenden.
Daher sind wir gleichermaßen bedacht auf die Entfaltung unserer eigentlichen Fähigkeiten, wie auf deren Überhöhung und Vollendung durch das Christentum.
Da wir selbst noch auf dem Weg sind, ist unsere Gemeinschaft auch offen für alle, die sich noch um einen tragenden Lebenssinn bemühen.
Unser Ziel
NEUE LEBENSGESTALTUNG IN CHRISTUS
Wir wollen den Menschen, der sein Leben nach dem Beispiel und aus der Kraft Christi so gestaltet, wie es unsere Zeit erfordert – oder: Unser Ziel ist der zeitgemäße Christ.
Unser Weg
ENTFALTUNG UNSERES MENSCHSEINS Menschsein bedeutet frei und zum Leben in einer Gemeinschaft fähig zu sein. Zur persönlichen Freiheit führen uns:
|
VERTIEFUNG UNSERES CHRISTSEINS Christ sein heißt in Christus frei und lebendiges Glied der Kirche zu sein. In Christus werden wir frei durch:
|
Gemeinschaftsfähigkeit erlangen wir durch:
|
Gemeinschaft in der Kirche, dem fortlebenden und –wirkenden Christus bedeutet:
|
So wollen wir, über die Gemeinschaften von Familie und Gruppe hinaus, offen werden für die Erfordernisse der Zeit und bereit, an der Gestaltung der Welt im Sinne Christi mitzuwirken.
Wir sind uns bewusst, dass dies nur im Zeichen des Kreuzes, das heißt unter persönlichen Opfern und mit Hilfe der Gnade möglich ist. Doch hoffen wir auf diese Weise Zufriedenheit, Geborgenheit und einen tragenden Lebenssinn zu finden.
Vorbemerkung: Das Bildungsprogramm soll die gesamte Gruppenarbeit begleiten bis zum Abitur.
Du kannst dir einen Abschnitt für die Gruppenstunde herunterladen und als kurzen Hinweis benutzen. Du kannst auch eine ganze Gruppenstunde daraus machen, indem du die angegebene Bi belstelle vorliest und entsprechende Erläuterungen gibst. Längere Abschnitte verteilst du zweckmäßig auf zwei oder mehr Gruppenstunden.
Hinter jedem Stichwort ist – beginnend mit der 5.Klasse – die Altersstufe angegeben. Du kannst zurückgreifen d.h. ein Thema der niedrigeren Altersstufe behandeln. Jedoch sollst du nicht vorgreifen. Die Hinweise (z.B. K8) geben also die untere Grenze an. Ein Artikel für die 5.Klasse (K5) kann ebenso in der Altersstufe der folgenden Klassen und ein K9 in der Oberstufe verwendet werden.
SvS bedeutet „Auf der Suche nach dem verlorenen Sinn“, d.h. Du findest den Text an der angegebenen Stelle in meinem Buch.
Nota bene: Es ist unbedingt notwendig, dass der Gruppenführer in seinem Gruppenbuch einen Arbeitsplan für mindestens ein halbes Jahr erstellt, damit nicht nur gewurstelt wird und nach jeder Runde einen kurzen Gruppenstundenbericht verfasst, damit er und vor allem sein Nachfolger wissen, was schon besprochen worden ist.
Wo etwas Sinnvolles geschehen soll, muss zunächst „programmiert“ werden, d.h. festgelegt, was und in welcher Weise etwas geschehen soll (Programme von Parteien, von Tagungen und Theatern, Lehrpläne usw.). In jedem Samenkorn ist bereits die gesamte Entwicklung des Organismus vorprogrammiert. Auch ein Computer funktioniert nur mit einem Programm. In gewisser Hinsicht sind auch die 10 Gebote ein Programm für ein glückliches Leben. – ( zweckmäßig gibst du jedem einen Zettel auf dem die Gebote in Kurzform stehen zum Lernen). Darum kann auch eine Gruppe nicht funktionieren, wenn ziel- und planlos gewurstelt wird. Auch unsere Gruppe hat ein Bildungsprogramm. (Jeder bekommt ein Bildungsprogramm)
Bei jeder Reise muss man zunächst festlegen, wohin es geht. Auch der Bildhauer, der Schriftsteller... hat zunächst eine Vorstellung, wie sein Werk letztendlich beschaffen sein soll. Das Ziel des Gymnasiums ist der reife und gebildete Mensch.
Auch du musst eine Vorstellung haben, wie du einmal als Erwachsener sein willst: Du musst ein Ziel haben. Das Ziel der Gruppenarbeit ist der reife und gebildete Christ, d.h. ein Mensch, der sein Leben nach dem Vorbild Christi und aus der Kraft der Sakramente geformt hat. Daher: Lebensgestaltung in Christus. (Mk 1,16-20)
Sein Leben gestalten heißt: aus seinem Leben etwas Sinnvolles machen, sich selber so erziehen, dass man körperlich und geistig fitt, ein möglichst vollkommener Mensch, eine Persönlichkeit wird.
Wie der Bildhauer aus einem Stein Stück für Stück eine Gestalt herausmeißelt und wie du beim Erlernen einer Sprache dir Wort um Wort und Regel um Regel einprägen musst, so musst du auch Tag für Tag an der Gestaltung deines Lebens arbeiten.
Von Geburt an bist du mit verschiedenen Fähigkeiten ausgestattet und du stellst fest, dass du Stärken und Schwächen, gute und schlechte Eigenschaften hast. Die guten Eigenschaften müssen gefördert, die schlechten bekämpft und unterdrückt werden. Du musst besonders darauf achten, das du deine schwachen Seiten nicht einfach links liegen lässt und dich mit der Förderung deiner Stärken begnügst. Wenn du also nicht besonders sportlich begabt bist, musst du dich im Turnunterricht erst recht anstrengen oder in Mathe, oder... Und wenn du dauernd plapperst, musst du dich im Schweigen trainieren.
Es ist eine Erfahrungstatsache, dass der Mensch lieber faulenzt als arbeitet, bei Schwierigkeiten lieber lügt als eine unbequeme Wahrheit sagt, lieber Spaß hat als Selbstüberwindung. Die Bibel sagt: “Das Trachten des Menschen ist böse von Jugend an.“(Genesis 8,21) Daher ist jede Lebensgestaltung mit Anstrengung verbunden. Man braucht hier nur an die Schule oder an das Training beim Sport zu denken.
Grundlage der Lebensgestaltung ist das Abendgebet mit Gewissenserforschung über den Tag, Dank für das Gute, Reue für das Versagen und einen praktischen Vorsatz für den kommenden Tag. Die Sonntagsmesse mit ihrer Gewissenserforschung über die Woche im Bußgottesdienst, Planung für die kommende Woche und Stärkung durch die Kommunion ist Zwischenstation.
Kraftvollste und wirkungsvollste Hilfe zu Lebensgestaltung ist die regelmäßige Beichte. Sie erfordert Selbstüberwindung und eine intensivere Auseinandersetzung mit der eigenen Situation, bereinigt mancherlei Selbsttäuschung, bringt – wenn regelmäßig geübt – System in die Lebensgestaltung und gibt die Gnadenkraft zum Erfolg.
Mk. 8,34-36 „Sein Kreuz auf sich nehmen“ heißt: alles Schwierige im Leben tapfer meistern, also seine schulischen Pflichten erfüllen, freiwillig unangenehme Arbeiten auf sich nehmen. „Wer sein Leben liebt“ bedeutet: nur das Angenehme wollen und sich vor Schwierigkeiten drücken; „der wird es verlieren“: dann geht es eben im Leben daneben, wie bei einem Schüler, der nur faulenzt und seine Zeit vertändelt. Wer dagegen sich für das Gute einsetzt und dafür auch Opfer bringt, der wird bei den Menschen beliebt sein, ein gutes und erfolgreiches Leben haben und das ewige Leben gewinnen.
Neu bedeutet nicht Angleichung an den Zeitgeist, der eine Reihe von Verfallserscheinungen beinhaltet. Desgleichen ist die Meinung, dass Menschen unserer „fortschrittlichen“ Zeit die strengen Regeln der Lebensgestaltung früherer Zeiten nicht mehr nötig haben, falsch.
Der Mensch ändert sich mit der Zeit nicht grundlegend. Die Grundanlagen und Grundbedürfnisse des Menschen sind zu allen Zeiten die gleichen: Geburt und Tod, Bedürfnisse wie Nahrung, Kleidung, Bewegung und Schlaf, aber auch Geneigtheit zum Bösen und notwendige Selbstüberwindung zur Besserung.
Was sich ändert, sind Fortschritt durch Wissenschaft und Technik, politische Situation, Mode und Geschmack.
Auch eine zeitgerechte Lebensgestaltung kann daher z.B. auf Selbstüberwindung nicht verzichten. Sie geschieht aber im Rahmen der Zeitverhältnisse und mit Hilfe der modernen technischen Errungenschaften.
Der neue Mensch: (Eph 4,17-32) Paulus sieht den „alten“ Menschen im Heidentum mit seiner Hoffnungslosigkeit. Der „neue Mensch“ ist nach dem Bild Christi gestaltet. Unsere Gesellschaft ist weithin einer „Kultur des Todes“ – wie es der Papst nennt – verfallen, verstrickt in ein modernes Heidentum mit all seinen Lastern. Die modernen Heiden sind „alte Menschen“, die hoffnungslos dem Tod entgegen gehen. Der Christ, der nach seinem Glauben lebt, ist ein „neuer Mensch“, der Zukunft hat, weil er sein Leben nach den ewigen Gesetzen Gottes gestaltet auf ein glückliches Diesseits und ein vollendetes Jenseits hin.
Christus als Vorbild:
Jedes andere menschliche Vorbild ist unvollkommen und nur für Teilbereiche des Lebens geeignet – ein Sportler etwa für zähes Training. Christus ist der vollkommene Mensch (vgl. SvS – S.81ff „Der Mensch Jesus“)
Wer sich Christus zum Vorbild nimmt, muss allerdings Christus gründlich kennen – darum Schriftlesung und Aufklärung über alles, was an Christus unverständlich oder anstößig erscheint. Du darfst also Christus gegenüber keine Vorbehalte haben: „Er ist ja sonst ganz o.k. – aber...“ Dan musst du eben deine Vorbehalte als Fragen in die Gruppenstunden oder bei Tagungen oder bei der Beichte einbringen.
Christus als Kraftquelle:
Christus ist nicht nur der vollkommene Mensch, sondern auch Gott, der durch seinen Geist in den Sakramenten die Kraft zu unserer Lebensgestaltung gibt(vgl. SvS S.84ff b, c, u. d). Wer allerdings die Sakramente nicht empfängt, braucht sich nicht zu wundern, wenn ihm die Lebensgestaltung in Christus zu schwer erscheint oder nicht gelingt.
Freiheit kursorisch mit Mt 21,28-32 K5; eingehender mit Gal 5,13; 5,19-25 K9; SvS S. 131 – 136 O
Freiheit ist ein berauschendes Wort, das von den meisten Jugendlichen völlig falsch verstanden wird. Sie meinen, dann frei zu sein, wenn sie tun und lassen könnten, wozu sie gerade Lust haben. Das ist nicht Freiheit, sondern Willkür, die letztlich zur Unfreiheit führt. Wer z.B. nur nach Laune lernt, versagt in der Schule und hat nicht mehr die Freiheit, den Beruf zu ergreifen, den er möchte; wer gedankenlos und maßlos genießt, wird krank und verkürzt sein Leben; wer nikotin- oder alkoholsüchtig wird, kommt nicht mehr davon los, wird der Sklave seiner Sucht.
Freiheit ist also nicht „tun können, was man möchte“, sondern „tun können, was man soll“. (Zu Mt 21: der zweite Sohn ringt sich zur Freiheit durch)
Und das erfordert im allgemeinen eine gehörige Portion Selbstüberwindung. – Beispiele! –
Frei ist eine Gruppe nicht, wenn jeder daherredet, was uns wann es ihm passt, sondern wenn alle zuhören können und nur reden, wenn sie das Wort haben. Nur wer sich beherrschen kann, ist frei.
(Zu Gal 5: “Fleisch” ist die menschliche Schwachheit, die zur Sünde führt, “Geist“ ist sowohl die aus Verstand und Wille bestehende Freiheit, sowie der Geist Gottes, der die menschliche Freiheit durch Gnadenhilfe unterstützt).
„Knowledge is power“ – wer frei sein will, muss seinen Verstand gebrauchen, damit er weiß, was er in jeder Situation soll. Je mehr du weißt und kannst, um so freier bist du. Wir wollen keine Streber, aber auch keine Faulpelze. Übrigens fordert auch der Glaube, dass du deine Talente einsetzt und vervollkommnest: (Mt.25,14-30 Talente – ursprünglich große Summen Geldes – sind die Fähigkeiten und Möglichkeiten, die jeder einzelne hat. Diese muss er durch Lernen und Üben entfalten, nicht nur, damit er später in einem gehobenen Beruf Geld verdient, sondern vor allem, dass er einmal fähig ist, sich für seine Familie, seine Mitmenschen und für das Reich Gottes erfolgreich einzusetzen.) Darum gehört die Pflichterfüllung als Schüler und natürlich auch als Gruppenführer usw. in die tägliche Gewissenserforschung.
In unserer Wohlstandsgesellschaft wollen fast alle hoch hinaus: „Wer angibt, hat mehr vom Leben!“ – „Bin ich froh, dass ich das alles nicht brauche“ sagte eine einfache Ordensfrau, als sie ein Ehepaar vor einem Schaufenster streiten sah, weil er den Schmuck nicht bezahlen wollte, den sie sich einbildete.
Sei mit deiner natürlichen Schönheit zufrieden. Sie übertrifft alles unnütze Make up von Schminke und Pearcing. Sei stolz auf deine Freiheit, die dich vor idiotischer Nachahmungssucht und Genusssucht bewahrt. Plage deine Eltern nicht mit überzogenen Wünschen! Komme nicht in die Gruppenstunde mit der Einstellung „Was wird mir geboten?“, sondern beteilige dich aufgeschlossen auch an Arbeiten und Spielen, die dir scheinbar nichts geben oder dir nicht liegen.
Und weil „der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist“ – nämlich mit solchen, die nicht durchgeführt werden – erwarten wir von unseren Grumis Verzicht auf Nikotingenuss und Mäßigkeit besonders bei Alkoholgenuss. Dies ist selbstverständlich für sich noch nicht alles, aber in unserer Konsumgesellschaft ein durch und durch vernünftiges Zeichen dafür, dass du nicht einfach im Strom der Masse mitschwimmt und ein Prüfstein, ob du mit unserer Lebensgestaltung Ernst machst.
Wer sich hier bewusst vom allgemeinen Trend der Zeit absetzt, wird auch in anderen Bereichen die Chance haben, eigenständig zu denken und zu handeln.
Auch Christus schätzt Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit: Lk.14, 7-11.
Es geht hier nicht nur darum, dass man die Wahrheit sagt, sondern dass man die Wahrheit lebt. Gegen die Wahrheit sündigt man nicht nur durch Lüge, sondern auch dadurch, dass man sich verstellt und dadurch, dass man schweigt, wenn man die Wahrheit sagen müsste.
Die Wahrheit sagen: Viele plappern leichtfertig und gedankenlos daher und müssen sich deshalb häufig korrigieren und entschuldigen. Darum soll man die Regel des Sokrates beachten: Jedes Wort muss, bevor man es ausspricht, durch drei Siebe gehen: der Wahrheit, der Nützlichkeit und der Liebe. – Beispiele! - Sei dir bewusst: Wenn du einen Menschen – besonders deine Eltern – belügst, verlierst das Vertrauen und musst kontrolliert werden. „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er auch die Wahrheit spricht.“ Auch sogenannte „Notlügen“ sind Lügen. Gerade dadurch, dass du in einer „Not“ die Wahrheit sagst, gewinnst du an Achtung.
Die Wahrheit tun: Was man eingesehen hat, muss man auch tun. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Hier liegt der wunde Punkt in unserem Gruppenleben; die meisten wissen ganz genau, was unsere Lebensgestaltung fordert, aber sie tun es nicht und ihr Leben wird so zur Lüge. – Wenn ich z.B. einen frage: „Hast du verstanden, wie ausschlaggebend die Eucharistie für deine Lebensgestaltung ist?“ – „Natürlich!“ – „Gehst du also jeden Sonntag zur Messe und zur Kommunion?“ - ???? –
Weil das nun einmal der wunde Punkt in der Lebensgestaltung der meisten Menschen ist, kommt Christus im Evangelium immer wieder darauf zu sprechen: Die Glaubenstat ist der Fels, auf den das Haus des Glaubens gebaut sein muss Mt 7,24-27. – Auch Priester und Bischöfe werden verdammt, wenn sie nicht nach dem Glauben leben Mt 7,22. – „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert...“ Mt 5, 13f. – Rede vom Weltgericht Mt ,31-46.
Die Wahrheit verteidigen: Man muss nicht nur die Kraft haben, zu schweigen, sondern auch den Mut zum Reden, wenn die Wahrheit geleugnet oder angegriffen wird. Und gerade dazu sind die meisten entweder zu träge oder zu feige. Mt 10,26-32 „... wer mich vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich verleugnen..."
Weil die meisten unserer Kleinen entweder verwöhnte Einzelkindelkinder sind oder höchstens einen Bruder oder eine Schwester haben, können sie sich nicht in eine Gruppe einfügen. Sie können weder den Mund halten, noch ihre Wünsche und Launen mäßigen. Dieser Egoismus erfordert daher einen steilen und steinigen Erziehungsweg, der vom Gruppenführer viel Geduld, Selbstbeherrschung und Durchhaltevermögen fordert.
Natürlich möchten unsere Kinder Kameraden. Dazu ist aber Kameradschaft vonnöten. Und diese setzt Selbstbeherrschung voraus. Wir müssen schon unseren Kleinen klar machen, dass ein Egoist unbeliebt ist:
„Wer nicht gelernt hat, in jungen Tagen
zu seinen Wünschen ‚nein’ zu sagen,
der ist sich selbst der größte Feind
und kommt zu Fall noch eh er’s meint.“
Beispiel einer wahren Gemeinschaft ist das Leben der ersten Christen (Apg 2,44-47)
oder Duldsamkeit. “Nobody is perfect!” Wegen der eigenen Unvollkommenheit muss man lernen, die Unvollkommenheiten und Eigenarten der anderen zu ertragen und denjenigen, die uns beleidigt haben zu verzeihen.
Doch das hat seine Grenzen: Wo es sich um Irrtum, Gemeinheiten, oder Sünde handelt, muss man korrigieren oder energisch widersprechen, auch wenn man sich bei den Quertreibern unbeliebt macht: „Man muss Gott mehr fürchten als die Menschen!“ Vgl. Mt 10,28.
Die meisten sind zu feige, andere, auf die sie Einfluss haben, auf ihre Fehler aufmerksam zu machen: „Dann bin ich bei ihnen verschissen“. Durch solche falsche Kameradschaft wird man mitschuldig an den Sünden derer, die man hätte davor bewahren können. Außerdem wird die Gruppe verlogen, weil ihre Mitglieder durch ihr Leben verneinen, was sie versprochen haben. Die Außenstehenden sagen dann zu Recht, dass die KSJler nur Angeber und Heuchler sind.
Mit anderen Worten: Du darfst Schlamperei und grobe Verfehlungen gegen Gruppenordnung und Programm nicht feige tolerieren, sondern musst mithelfen, dass die Gruppe nach innen und nach außen „ihr Gesicht wahrt“ Vgl. Jak 1,22-25
Weil die meisten Menschen sich nicht beherrschen können, sind sie dialogunfähig.
Wer diskutieren will, muss schweigen und zuhören können, damit er erfasst, was der andere meint. Er darf dem anderen nicht ins Wort fallen und muss seine Meinung beherrscht und sachlich begründen. Er muss es auch ertragen können, wenn seine Meinung sich nicht durchsetzt. (Ein Beispiel für Dialogunfähigkeit: Lk 4,16-30)
Viele können auch deswegen nicht sinnvoll diskutieren, weil sie nicht bei der Sache bleiben und „vom Hundertsten ins Tausendste“ kommen. Es ist Sache des Ausspracheleiters, die Diskussion so zu lenken, dass sie nicht erfolglos sich ins Uferlose verirrt.
Du musst einen Blick dafür bekommen, was der andere oder die Gemeinschaft braucht und was der Gemeinschaft nützt. Das beginnt mit ganz kleinen Dingen: Wenn du im Heim einen Papierfetzen liegen siehst, dann sag nicht: „Das war ich nicht!“, sondern entsorge ihn. Es ist schließlich auch dein Heim. Dasselbe gilt für herumstehende leere Flaschen, für unsaubere Tische und für die Ordnung nach der Gruppenstunde. Warte also nicht, bis der Kapo dich zwingt. Jede Gruppe soll das Heim so hinterlassen, dass die nachfolgende in einem geordneten Zimmer sofort die Gruppenstunde beginnen kann.
Du musst einen Blick dafür bekommen, wenn einer oder eine in der Gruppe keinen Anschluss findet, wenn er oder sie traurig ist. Und vor allem: Wenn du siehst, dass einer oder eine der Unsrigen gegen die Gruppendisziplin verstößt, dann musst du mahnen oder notfalls drohen, dass du die Sache vor der Gruppe und dem Kapo ansprichst. Auch das ist eine Hilfe!
Keiner soll z.B. behaupten können: “Rauchen und Saufen habe ich durch das schlechte Beispiel in der Gruppe gelernt
ist ein Zeichen geistiger Reife. Nur unmündige Kinder verlassen sich in allem auf die Erwachsenen. Mit zunehmendem Alter muss auch das Verantwortungsbewusstsein zunehmen. Du bist verantwortlich für die Ordnung in deinem Zimmer, für deine Leistungen in der Schule und wenn du in der Gruppe eine Führungsaufgabe hast, für gediegene Gruppenarbeit. Mit zunehmendem Alter und mit je einer neuen Aufgabe wächst auch deine Verantwortung.
Je nachdem Einfluss, den du auf andere hast, bist du mitverantwortlich für deren Lebensweise. „Was der andere denkt und tut, geht mich nichts an“ ist die Einstellung des Brudermörders Kain (Gen 4,9) und der Prophet Ezechiel wird von Gott ermahnt: „Wenn du den Schuldigen nicht mahnst..., dann wird der Schuldige seiner Sünden wegen sterben; von dir aber fordere ich Rechenschaft für sein Blut.“(Ez 2,1-7 und 18)
Mt 18, 15-17 Wenn ein persönliches Wort nichts hilft, muss man den Mut haben, die Angelegenheit vor die Gruppe zu bringen.
Du musst dich verantwortlich fühlen auch für ein gutes Verhältnis zu den Eltern und den Geschwistern, verantwortlich für die Gruppe durch dein Beispiel und deinen Einsatz für die Werbung neuer Mitglieder usw.
K9
Die bisher besprochenen Eigenschaften sind die natürlichen Grundlagen, ohne die menschliches Leben und Zusammenleben misslingt. Der Christ hat aber nicht nur das
irdische Leben. Durch die Taufe wird er „wiedergeboren“ zum Göttlichen Leben, er bekommt die Heiligmachende Gnade und wird Kind Gottes. Das ist eine gewaltige Macht (Joh 1,12), durch die wir mit Christus verbunden sind wie die Rebe mit dem Weinstock (Joh 15,1ff). Das gibt unserem Leben einen tragenden Sinn: Wir wissen, wozu wir eigentlich auf der Erde sind und wie wir uns nach den Geboten Gottes benehmen müssen, dass unser Leben glücklich wird und unsere Gotteskindschaft sich im Ewigen Leben vollendet.
Wie die Anordnung unter „Unser Weg“ zeigt, entsprechen den Eigenschaften des natürlichen Menschseins solche des Christseins: Das Christentum überhöht und vervollkommnet die Natur des Menschen.
ist Freisein von Sünde, denn wer die Sünde tut, ist ein Sklave der Sünde, weil er nicht die Kraft hat, die Sünde zu meiden und das Gute zu tun Joh 8,30-36. Das Böse an sich gibt es eigentlich nicht. Bös ist der Mangel an Guten. Unwahrhaftigkeit ist Mangel an Mut zur Wahrheit und Ehrlichkeit, Unkeuschheit Mangel Selbstbeherrschung usw. Je mehr ein Mensch die Kraft zum Guten hat, desto freier ist er. Daher ist ein ständiges Training des Willens durch Selbstüberwindung für unsere Lebensgestaltung unerlässlich. In der Schule werden zumeist nur Gedächtnis und Verstand trainiert. Was nützt es jedoch, wenn man zwar weiß, was man tun oder lassen soll, aber nicht die Willenskraft hat, danach zu handeln. Dann lebt man dauernd mit einem schlechten Gewissen und die Religion, die eigentlich innere Sicherheit und Freude geben soll, wird zur Last.
Wie im irdischen Bereich Wissen Macht ist, so setzt auch der Glaube das Glaubenswissen voraus. Die meisten Gottlosen sind daher nicht glaubenslos, sondern unwissend. Viele Heranwachsende kennen nicht einmal die 10 Gebote. Wer wundert sich dann, wenn sie dieselben nicht beachten. Wer den Sinn und Aufbau des Messopfers nicht kennt, langweilt sich natürlich bei der Eucharistiefeier, bleibt schließlich weg und verliert den Glauben. Darum ist es Sünde, sein Glaubenswissen zu vernachlässigen. Und weil die meisten weder durch die Eltern noch durch den Unterricht genügend über den Glauben informiert werden, müssen wir diese Information in der Gruppe nachholen. Sobald man auch nur eine Ahnung hätte, dass es Gott und ein ewiges Leben gibt, müsste das eigentlich für uns das wichtigste Wissen sein. Der äthiopische Kämmerer pilgerte in seiner Sehnsucht nach Gott den weiten Weg von Afrika nach Jerusalem, kaufte sich ein damals äußerst kostspieliges Buch und war begierig, den Sinn des Prophetenwortes zu erfassen(Apg 8, 26-39). Nur wer mit solcher Sehnsucht das Reich Gottes erstrebt, kommt hinein.
Natürlich genügt das Glaubenswissen allein nicht; man muss den Glauben auch bekennen d.h. in die Tat umsetzen. Ein Plan ist noch kein Haus, aber die Voraussetzung dafür. Wer den Willen Gottes kennt, hat auch die Pflicht, danach zu handeln. Ein Bildhauer gestaltet eine Statue, wenn er sie nach seinem Plan ausführt. Lebensgestaltung ist also die Überführung des Glaubenswissens in die Glaubenstat. Erst wenn mein Glaube in meinem Leben sichtbar wird, bekenne ich mich zu Christus. Genau das ist der wunde Punkt in unserem Gruppenleben und im Leben der Getauften überhaupt, den die Hl. Schrift wiederholt anspricht: Durch die Glaubenstat steht das Haus des Glaubens auf einem Felsen, sonst auf Sand (Mt 7,24-27); auch Priester und Bischöfe werden verdammt, wenn sie nicht nach dem Glauben leben
(Mt 7,21-24); beim Weltgericht ist die Glaubenstat entscheidend (Mt 25, 31-46) und der Apostel Jakobus sagt:“ Wie der Leib ohne Seele tot ist, so ist auch de Glaube ohne Werke tot“(Jak 1,22-25 und Jak 1,14-20).
Durch das Bekenntnis des Glaubens wird der Glaube ausgebreitet. Immer wieder kommt die Klage: “Wo sind denn in unserer Gruppe die Leute, die sich ehrlich um Lebensgestaltung in Christus mühen?“ – „Worte überzeugen, Beispiele reißen mit.“
Die Kinder der Wohlstandsgesellschaft meinen, sie seien um so glücklicher, je mehr sie haben und genießen. Du solltest stolz darauf sein, dass du vieles, was andere haben müssen, nicht brauchst. Das Geheimnis, immer Geld zu haben, heißt: wenig ausgeben.
Die recht verstandene Armut hat aber noch einen viel tieferen Sinn. Christus sagt: „Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz“ (Mt 6,19-21).Wer zu sehr an irdischen Dingen oder Personen hängt, verliert die Freiheit für das Reich Gottes und die eigentlich wertbeständigen Dinge.
Alle irdischen Schätze vergehen – je älter man wird, um so weniger kann man genießen und „Das Totenhemd hat keine Taschen“. Der Schatz deiner guten Taten aber ist unvergänglich. Er macht dein Leben wertvoll und zufrieden und dauert über den Tod hinaus.
Wer sich von der sklavischen Anhänglichkeit an Dinge, Genüsse und Personen freischwimmt, hat ein beachtliches Maß an Freiheit gewonnen.
Das Gespräch verbindet die Menschen miteinander. Wenn Freunde oder Eheleute nicht mehr miteinander reden, ist ihre Gemeinschaft zu Ende. Gebet ist Gespräch mit Gott. Im Abendgebet z.B. besprechen wir den abgelaufenen Tag mit Gott. Wir fragen gleichsam: „Lieber Gott, was sagst du dazu?“ und erhalten im Gewissen das Urteil Gottes über unsere einzelnen Taten und Unterlassungen. Das soll zu einem praktischen Vorsatz für den nächsten Tag oder die nächste Zeit führen. So sollte übrigens auch das „Vater unser“ privat gebetet werden als eine Überlegung, wie weit man die einzelnen Vaterunserbitten in das persönliche Leben umgesetzt hat, also z.B. „Was tue ich für das Reich Gottes?“ – „Habe ich jedem, der sich gegen mich verfehlte, vergeben?“ (Vgl.Lk 11,1-13 und SvS S. 180-182). Die Älteren sollten vor dem Schlafengehen eine kurze Schriftlesung mit Besinnung vorschalten, also eine „Stille Zeit“ halten.
Wer regelmäßig so betet, überwindet mehr und mehr seine Neigung zu Schwäche und Sünde und gewinnt an Freiheit.
ist das zwar anstrengendste, jedoch das wirkungsvollste Mittel, um frei zu werden.
Buße ist Bekehrung, Umkehr von der Sünde zum Guten. Weil der Mensch geneigt ist, lieber das Bequemere und Leichtere als seine Pflichten zu tun, verlangt das Gute zumeist geistige Anstrengung und Selbstüberwindung, z.B. den Fernseher ausschalten und Hausaufgaben machen.
Eine gewisse Buße liegt bereits im Abendgebet mit Gewissenserforschung, Reue und Vorsatz für den kommenden Tag. Diese Elemente der Buße gewinnen jedoch bei der Beichte an Wirkkraft. Die Gewissenserforschung und damit auch die Reue werden gründlicher, wenn man seine Sünden sagen muss. Der Vorsatz kommt besser zum Tragen, wenn man Rechenschaft darüber geben muss, ob und wie lange man ihn gehalten hat. Im Priester hat man einen Partner, mit dem man Gewissensfragen und Unklarheiten, sowie den Vorsatz besprechen kann. Häufig muss der Priester erst auf Sünden aufmerksam machen, an die man gar nicht denkt z.B. „Wie steht’s mit deinen Pflichten für die Schule – als Gruppenführer?“. Die Pflichten und damit die Möglichkeiten zu sündigen nehmen nämlich in dem Maße zu, in dem du neue Aufgaben übernimmst. Wenn du einen Freund hast, musst du dich fragen: „Beeinflusse ich ihn zum Guten oder zum Schlechten?“ Du darfst also nicht auf dem Kinderbeichtspiegel sitzen bleiben! - Und das Wichtigste: du weißt, dass die Sünden nach der Absolution vergeben sind und du neu beginnen kannst. Das macht frei und stimmt froh.
Darum wurde von Christus ein eigenes Sakrament der Sündenvergebung eingesetzt: „Empfanget den Hl. Geist! Wem ihr die Sünden vergeben werdet, dem sind sie vergeben und wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“(Joh 20,22f).Die Priester müssen sich also ein Urteil bilden, wem sie vergeben können und wem sie die Vergebung wegen fehlender Reue verweigern müssen. Daher muss man bei der Beichte eine kurze Schilderung seines Seelenzustandes geben, d.h. man muss wenigstens die schweren Verfehlungen - z. B. wenn man eine Zeit lang weder gebetet, noch die Sonntagsmesse besucht hat - angeben.
Vorbereitung der Beichte
Gewissenserforschung:
Wenn du täglich dein Abendgebet mit Gewissenserforschung verrichtest, weißt du ohnehin Bescheid. Wenn nicht, musst du eine Besinnung machen: Wann war die letzte Beichte? - Mein letzter Vorsatz? – Wie habe ich ihn gehalten? Dann gehe – am besten nach einem Beichtspiegel – die Gebote durch. Du kannst auch fragen: Was habe ich gefehlt gegen Gott, gegen die Mitmenschen, gegen meine persönlichen Pflichten?
Reue und Vorsatz
ist nicht ein Gefühl, sondern der Entschluss, künftig die Sünde zu unterlassen und seine Pflichten zu erfüllen. Er muss sich mindestens auf alle schweren Sünden erstrecken. Beachte, dass uns Christus einmal vor allem nach der Unterlassung des Guten, das wir hätten tun können, sollen oder müssen, beurteilen wird (Siehe die Rede vom Weltgericht Mt 25,31-46). Ein allgemeiner Vorsatz – „Ich will mich bessern, alle Sünden meiden, mehr beten usw.“- nützt nichts. Daher muss der Vorsatz klar, begrenzt und zeitlich fixiert sein z.B. „Kein Sonntag ohne Hl. Messe“ – „Ich halte jeden Abend Stille Zeit“ – „verrichte jeden Tag vor dem Schlafengehen stehend mein Abendgebet“ – „fange nach Möglichkeit jeden Tag um...Uhr mit meinen schriftlichen Hausaufgaben an“ – „bringe morgen mein Zimmer in Ordnung“ – „gehe in vier Wochen wieder zur Beichte“ usw.
Verlauf der Beichte
Im Beichtstuhl gibt dir der Priester zunächst den Segen. Dann beginnst du – wenn du noch nicht bekannt bist „Ich bin ein Gymnasiast von... Jahren“ – „Meine letzt Beichte war vor...-
Mein letzter Vorsatz war...- Ich habe ihn gehalten bis.... – nicht gehalten“.
„In Demut und Reue bekenne ich meine Sünden...“ Sage sie am besten in der Reihenfolge der 10 Gebote und anschließend die Unterlassung deiner Pflichten. Dann „Mein nächster Vorsatz...“ und zum Schluss: „Mein Jesus Barmherzigkeit“, damit der Priester weiß, dass du zu Ende bist. Gegebenenfalls: „Ich möchte noch fragen...“
Der Priester gibt dir nun noch Ermahnungen oder Ratschläge und die Buße und dann die Absolution. Er schließt mit „Gelobt sei Jesus Christus“. Du antwortest: “In Ewigkeit, Amen.“
Nachbereitung
Mit der Verrichtung der Buße ist es jedoch nicht getan. Der Vorsatz gehört in jedes Abendgebet und in das Gespräch mit Christus bei jeder Sonntagskommunion. Die nächste Beichte muss nach überschaubarer Zeit erfolgen, also in etwa vier oder acht Wochen,sonst wird der Vorsatz vergessen und die letzten Dinge werden schlimmer als die ersten. Vgl. Lk 4,18ff.
Entstehung der Kirche SVS S. 57/8 und Priesteramt der Kirche SvS S.56/7 K5
Fortdauer der Kirche als Institution SvS S.59/60 dazu Mt 28, 16-20 K7
Die Kirche als Corpus Christi mysticum SvS S. 60/61 K9
Göttliches und Menschliches in der Kirche (Mt 26,69-75) SvS S. 61-63 K9
Allein seligmachende Kirche – Demokratisierung der Kirche (Mt 16, 13-19 SvS S. 63 – 66) . O
Eucharistie: Das Hl. Messopfer
Solange es Menschen gibt, gibt es auch in allen Religionen Opfer. Die Menschen wandten den Brauch des gegenseitigen Schenkens auf Gott oder die Götter an und verbanden damit ihren Dank, ihre Sühne für die Sünden oder ihre Bitten. Geopfert wurden Tiere, Feldfrüchte, auch Speise und Trank. Man durfte Gott nur das Beste schenken. Darum mussten die Gaben tadellos und wertvoll sein. Auch Abraham glaubte, dass er sein Wertvollstes, seinen einzigen Sohn, Gott opfern müsse. Die Gaben wurden gewöhnlich auf einem Altar verbrannt und durch den Rauch gleichsam zum Himmel geschickt.
Das Wichtigste war die Opfergesinnung der Reue über die begangenen Sünden und der Vorsatz ernster Besserung. Damit brachten die Menschen gleichsam ihr eigens Leben zum Opfer, indem sie nicht mehr für sich egoistisch und sündhaft, sondern für Gott, nach dem Willen Gottes leben wollten. Abel hatte diese Gesinnung, Kain nicht.
Bei vielen Opfern wurde auch ein Opfermahl gehalten. Die Opfernden wandten einen zwischenmenschlichen Brauch auf ihr Verhältnis zu Gott an: “Wenn ich einem Freund zum Geburtstag etwas schenke, dann erwidert er die Gabe mit einer Einladung. Wenn ich Gott etwas schenke, dann verzeiht er mir meine Sünden und lädt mich zu einem Freundschaftsmahle ein.“
Daher wurden die besten Stücke es Opfertieres durch Verbrennen mit dem Rauch gleichsam zum Himmel geschickt, einem weiteren Teil bekamen die Armen als die besonderen Freunde Gottes und mit dem Rest wurde eine Versöhnungsmahlzeit gehalten.
Die ersten Christen beteiligten sich zunächst am Synagogengottesdienst der Juden, der aus Gebeten, Lesung des Alten Testamentes und Predigt bestand. In ihren Häusern feierten sie am Abend das eigentliche Messopfer. Als sich die Christen wegen der Anfeindungen der Juden von der Synagoge trennten, wurde vor der eigentlichen Eucharistiefeier ein Wortgottesdienst gehalten. Dieser besteht aus zwei Teilen: Gebets- und Lehrgottesdienst. Wir wenden uns im Gebetsgottesdienst betend an Gott, zunächst mit dem Bußgebet. Wir halten eine kurze Gewissenserforschung, bereuen unsere Sünden mit dem Confiteor – „Ich bekenne...“- und dem Kyrie – „Herr, erbarme dich“ - Es folgt ein Lobgebet, das Gloria: „Ehre sei Gott...“und anschließend das Kirchengebet, ein Bittgebet.
Im Lehrgottesdienst spricht Gott zu uns und zwar in der Lesung durch einen Apostel oder alttestamentlichen Propheten, im Evangelium durch Christus und in der Predigt durch die Kirche.
1.Hauptteil: Opferung Bei der Opferungbringen wir Gott durch die Hände des Priesters Brot und Wein dar. Brot und Wein sind jedoch nur Sinnbilder. Die eigentliche Opfergabe sind wir selbst, nämlich der Verzicht auf unseren sündhaften Egoismus und unsere Hingabe an Gott. Brot – alle arbeiten ums Brot - versinnbildlicht unser Leben und unsere Arbeit; Wein, der durch Auspressen der Reben entsteht, unser Leid, aber auch unsere Freude, weil er bei freudigen Anlässen getrunken wird und froh macht. Bei der Opferung denken wir an alles, was wir während der Woche für Gott gearbeitet, aber auch erlitten haben und bringen es unter den Sinnbildern von Brot und Wein Gott dar. Wir beten: „Im Geiste der Demut und mit zerknirschtem Herzen“ – weil unser Lebensopfer nicht tadellos ist – „bringen wir uns selbst zum Opfer dar. Und so werde unser Opfer, dass es Dir wohlgefalle, Herr und Gott.“
2.Hauptteil: Wandlung Bei der Wandlung geschieht das eigentliche Messopfer. Christus wird durch die Wandlungsworte des Priesters – „das ist mein Leib, der für euch hingegeben (d.h. geopfert) wird“ und „das ist mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird“ - in unseren Opfergestalten von Brot und Wein gegenwärtig. – Wir nennen das „Wesensverwandlung“ (Transsubstantiation). Christus vereinigt so unser Opfer mit dem seinen: Das Opfer Christi wird vergegenwärtigt d.h. in unsere Gemeinschaft hereingeholt, nicht aber wiederholt. Es gibt nur ein Opfer Christi, nämlich das Leben, Leiden und Sterben Christi. Es wurde blutig am Kreuze dargebracht und unblutig unter den Gestalten von Brot und Wein beim letzen Abendmahle. Dort erhielten die Apostel die Vollmacht und den Auftrag, es als Vermächtnis Christi weiterhin zu vergegenwärtigen: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Das geschieht, damit alle Teilnehmer sich mit dem Opfer Christi vereinigen, ihren Egoismus immer mehr ablegen und in wahre Christen gewandelt werden.
3. Hauptteil: Kommunion. Die Kommunion ist das Opfermahl der Hl. Messe, bei dem Christus sich unter den Gestalten von Brot und Wein uns zur Speise gibt. Er will uns gewissermaßen in Fleisch und Blut übergehen und unsere Gesinnung immer mehr der seinen angleichen.
Natürlich darf man das Freundschaftsmahl nur empfangen, wenn man würdig ist, d.h. frei von schwerer Sünde in Freundschaft mit Christus lebt. Wenn das nicht der Fall ist, muss man vor der Kommunion beichten. Das sagt der Hl. Paulus in aller Deutlichkeit: „Wer also unwürdig von diesem Brot isst und aus diesem Kelch trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu“(1Kor 11,27-29).
Weil unter den Gestalten von Brot und Wein Christus lebendig gegenwärtig ist, d.h. unter jeder Gestalt ganz, genügt es, ihn nur unter einer Gestalt zu empfangen. Nur bei besonderen Anlässen wird die Kommunion unter beiden Gestalten gereicht.
Bei seinem Damaskuserlebnis hat es der Christenverfolger Saulus peinlich erfahren: „Ich bin Christus, den du verfolgst.“(Apg 9,1-9) Er erkannte, dass zwischen Christus und den Christen
eine geheimnisvolle Verbindung besteht, dass Christus in den Christen lebt und wirkt. Christus selbst hat das im Gleichnis vom Weinstock angedeutet (Joh 15,1ff SvS S. 60f) und Paulus im Gleichnis vom Haupt (Christus) und den Gliedern (den Gläubigen) (1Kor 12,12ff) dargelegt.
Wenn wir sagen, dass die Eucharistie das Opfer des mystischen Christus ist, dann meinen wir die Opfergemeinschaft von Christus und der Gemeinde, die sich in Christus Gott dem Vater, darbringt. Dadurch sollen wir immer mehr vom Geiste Christi durchdrungen und geformt, in einen „Christen“ verwandelt, werden.
Die Eucharistie ist das Geheimnis des Glaubens. Wer dieses Geheimnis erfasst hat und wer von diesem Geheimnis erfasst worden ist, der glaubt an die Gottheit Jesu, weil nur ein Gott diese ungeheuerliche Wahrheit wirken und glaubhaft machen kann; der glaubt auch an die Göttlichkeit der Kirche, weil nur der Geist Gottes solch für Menschen Unglaubliches wirken kann; der lebt aus dem Glauben, weil er nicht nur dem vergänglichen Irdischen verhaftet ist, sondern weil sein „Wandel im Himmel“ ist (Phil 3,20), weil er alles „von oben“, aus der Sicht Gottes betrachtet und beurteilt und danach handelt.
Viele nehmen Anstoß daran, dass Christus seine Kirche auf unvollkommene Menschen gebaut hat. Schon die Apostel stritten untereinander, wer von ihnen der Größte sei (Lk 9,46),
Petrus hat den Herrn verleugnet (Mt 26,69-75), Judas ihn verraten (Mt 26,14-16, 47-50). Dass Christus seine Kirche unvollkommenen Menschen anvertraut hat, ist nicht eine Panne, sondern weise Absicht. Denn eine Kirche mit vollkommenen Verkündern würde sündige Menschen mehr entmutigen und abstoßen als anziehen.
Wir müssen daher unterscheiden zwischen dem in der Kirche durch Lehre und Sakramente fortwirkenden Geist Gottes und den unvollkommenen menschlichen Gliedern der Kirche. Somit ist die Kirche vollkommen durch den Geist Gottes und zugleich unvollkommen durch ihre menschlichen Träger.
Daher kritische Solidarität. Man braucht nicht alles gutheißen, was Priester, Bischöfe oder auch der Papst sagen oder tun. Was sie aber als Lehre Christi verkünden und in den Sakramenten spenden, ist vom Geist Gottes durchwirkt, ist wahr und heilig. Das hat Christus bereits von den jüdischen Lehrern gesagt: „Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Moses gesetzt. Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun.“ (Mt 23,1f)
Daher ist es ein Unsinn, von Sünden der Kirche zu reden. Der Geist Gottes, der die Kirche durchwirkt und ihr Wesen ausmacht, sündigt nicht. Wohl aber kann man von Sünden der Christen sprechen.
So gesehen klären sich auch die anstößigen Geschehnisse der Kirchengeschichte
Die Kreuzzüge waren zunächst ein berechtigter politischer Befreiungsschlag des christlichen Abendlandes von der islamischen Umklammerung, die vom Bosporus bis Spanien reichte.
1453 war sogar Wien durch die Belagerung der Türken gefährdet. Schließlich hatten nicht die
Christen, sondern die Moslems das Heilige Land erobert und die Christen unterjocht und versklavt, sodass man mit Recht von einer Befreiung der Hl. Stätten sprechen konnte. Dass dabei Gräueltaten von Namenschristen verübt wurden, geschah nicht im Sinne der Kirche, sondern sündhaft gegen das Gesetz des Christentums, während die Kriege und Morde der Islamisten durch das Gesetz des Hl. Krieges im Koran gerechtfertigt waren und heute noch sind.
Auch die Inquisition darf man nicht nach heutigen Maßstäben beurteilen. Im Mittelalter waren Staat und Kirche ineinander verquickt und nicht nur die Kirche, sondern auch der Staat war durch Irrlehren und Kirchenspaltungen gefährdet. Wenn es nicht ein heilloses Durcheinander von Lehren und Irrlehren - wie wir das seit der Reformation haben – geben sollte, musste die Kirche ihre Lehre gegen Irrlehren abgrenzen. Der Staat hingegen hatte ein Interesse, Religionskriege zu verhindern. Man denke nur an den 30jährigen Krieg. Daher war Irrlehre auch ein Verbrechen gegen den Staat. In der Regel stellte die kirchliche Inquisition die Irrlehre fest und wenn der Irrlehrer nicht widerrief, wurde er dem „weltlichen Arm“ zur Bestrafung übergeben.
Der Hexenwahn geht zurück auf das germanische Heidentum. Mit der Bekehrung der Germanen wurde auch der Hexenwahn von der Kirche bekämpft und die Hexenverfolgung durch Karl d. Großen bestraft. Erst gegen Ende des Mittelalters und in der Neuzeit flammte der Hexenwahn wieder auf – Höhepunkt von 1550 bis1650 – und zwar vor allem in Ländern der Reformation. Auch Luther hat die Hexenverfolgung befürwortet. Von Mitte des 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts sind bei mehr als 12.000 Hexenprozessen in Spanien, Portugal und Italien – also in katholischen Ländern - insgesamt 36 Hinrichtungen erfolgt, in Rom keine einzige. In Deutschland starben 26.000 Hexen, im katholischen Irland 4. Tatsache ist zudem, dass der Hexenwahn durch gläubige Menschen überwunden wurde, vor allem durch die Schrift „Cautio criminalis“ des Jesuiten Friedrich Spee.
Übrigens hat jede Zeit ihren Wahn, der gewöhnlich erst dann bemerkt wird, wenn er ungeheuren Schaden angerichtet hat. Die Wahnideen unserer Zeit sind zudem viel schlimmer als jene früherer Zeiten.
Da ist z.B. der Rassenwahn des 3.Reiches, der nicht nur den Völkermord des Holocaust in den Gaskammern der KZs, sondern auch den zweiten Weltkrieg mit Abermillionen Toten verursacht hat.
Noch schlimmer ist der Wohlstandswahn unserer Tage: Die einen fressen und die andern hungern sich zu Tode. Dazu kommt die Ermordung von über 300.000 Kindern im Mutterleib, sodass wir ein gottloses und sterbendes Volk geworden sind mit all den schlimmen Folgen, die nun immer deutlicher werden.
geschieht diese Lebensgestaltung, weil sie gegen innere und äußere Schwierigkeiten und Widerstände unter Opfern durchgesetzt werden muss.
Innere Widerstände sind Leichtsinn, Bequemlichkeit und Neigung zum Bösen (Mk 8, 34-37).
Äußere Widerstände kommen von einer gottlosen Umgebung, die sich durch das Beispiel der Christen in ihrem Sündenleben beunruhigt und gestört fühlt (Mt 24,9-13 und Mt 5,11). Darum ist es ein Kennzeichen der wahren Kirche, dass sie jederzeit und überall verdächtigt, angegriffen und verfolgt wird.
Selbstverständlich muss die Wirkung dieser Lebensgestaltung im Lauf der Zugehörigkeit zur Gruppe irgendwie erkennbar werden, d.h. unsere Leute müssen sich positiv von der breiten Masse abheben in ihrer Grundeinstellung zu den verschiedenen Lebensbereichen wie Religion, Schule, Familie, Konsum usw. – sie müssen in mancher Hinsicht einen anderen Lebensstil haben, der manchmal im Gegensatz zu den Verfallserscheinungen der Konsum- und Spaßgesellschaft steht. Dazu nur ein paar Beispiele:
„Gemeinschaft“: Kommst du mit der Einstellung: „Was habt ihr mir zu bieten?“ - oder mit dem ehrlichen Willen, dich – auch durch Schweigen – einzufügen und überall ohne Meckern mitzumachen
„Einfachheit und Bescheidenheit“: Wir achten auf sauberes und gefälliges Äußere, machen aber nicht jeden idiotischen Modetrend mit.
Bist du bezüglich Nikotin clean und gehst du zu keiner Party, ohne vorher bereits die Grenzen deines Alkoholgenusses festgelegt zu haben?
Kirche, Gebet, Sonntagsmesse, Beichte...
So kann man das ganze Bildungsprogramm durchgehen und entsprechende Schlüsse ziehen. Entscheidend ist, dass das alles nicht Theorie bleibt, sondern Lebenspraxis wird.